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Gibt es eine optimale Länge für den Urheberrechtschutz

Ja, 14 Jahre. Das ist jedenfalls die Schlussfolgerung aus einer Untersuchung (.pdf) von Rufus Pollock, einem englischen graduate student, der bereits mit vor einem Jahr mit einem sehr interessanten Paper zum Wert der Public Domain aufgefallen war.
Abstract. The optimal level for copyright has been a matter for extensive debate over the last decade. This paper contributes several new results on this issue divided into two parts. In the ?rst, a parsimonious theoretical model is used to prove several novel propositions about the optimal level of protection. Speci?cally, we demonstrate that (a) optimal copyright falls as the costs of production go down (for example as a result of digitization) and that (b) the optimal level of copyright will, in general, fall over time. The second part of the paper focuses on the speci?c case of copyright term. Using a simple model we characterise optimal term as a function of a few key parameters. We estimate this function using a combination of new and existing data on recordings and books and ?nd an optimal term of around fourteen years. This is substantially shorter than any current copyright term and implies that existing copyright terms are too long.

Kopien, nichts als Kopien, aber dafür Originalkopien

Dank outsourcing in China, wo das Dorf Shenzhen Dafen als "painters village" berühmt wurde, kann sich mittlerweile jedeR ein echten, nein falschen, nein echten Klassiker erwerben. Nun hat in Zürich die Splügen-Gallery mit folgendem Angebot eröffnet:
Einen eigenen Klimt oder Picasso zu Hause an die Wand hängen – ist das möglich?

Die kürzlich eröffnete Splügen Gallery im Zürcher Enge-Quartier vermittelt entsprechende Kontakte.Es handelt sich dabei um von Hand gemalte Kopien berühmter Werke zu erschwinglichen Preisen. Jedes Bild, ob modern oder klassisch, wird von ausgebildeten Künstlern mit besten Ölfarben auf Leinwand nachgemalt. Auf Wunsch werden auch stilvolle und grossformatige Reproduktionen nach eigenen Fotografien angefertigt.
Die ProLitteris hat bereits verlauten lassen, man werde auch die Rechte der toten Künstler wahren.

Mit dem Urheberrecht Kritik unterdrücken

Hier mal wieder eine Geschichte aus der weiten Rubrik "Missbrauch des Urheberrechts". Der "Magier" Uri Geller geht gehen Kritiker vor, die versuchen nachzuweisen, dass seine paranormalen Fähigkeiten in Wirklichkeit aus Tricks und Täuschungen bestehen. Dass sie dazu Aufnahmen verwenden, die Uri Geller zeigen (und ihm möglicherweise gehören), liegt in der Natur der Sache. Genau aber das nützt Geller aus. Weil die grossen videohosting Sites wie Youtube kein Zeit haben, individuelle Anschuldigungen zu prüfen (aber von Gesetzes wegen verpflichtet sind, darauf zu reagieren), reicht eine Beschwerde oft schon aus, um ein Video löschen zu lassen.

For nearly as long as Geller has been bending spoons and moving compass needles with the wave of a hand, professional magicians have been loudly debunking his claims of psychic ability.

A new generation of critics led by 30-year-old Brian Sapient of an organization called the Rational Response Squad have taken their crusade online.

Sapient and others recently posted several video clips to YouTube demonstrating how Geller allegedly uses simple sleight of hand in his act. One slow-motion clip shows Geller quickly placing a small magnet on his left thumb before purporting to move the needle of a compass in front of a live television studio audience in Israel , where Geller was born. Another includes Geller's infamous "Tonight Show" flop, in which Johnny Carson exposed Geller by providing his own spoons and other props

In March, San Bruno-based YouTube Inc. took down many of the clips and suspended Sapient's account when Geller sent takedown notices claiming he owned the copyrights to the unflattering clips. That touched off an online tempest that has made Geller the subject of widespread derision and ridicule on several popular blogs like Boingboing.net.

"Uri Geller — the man who got rich 'bending spoons with his mind' — isn't just a con-artist, he's also a copyright abuser," wrote one of the tamer bloggers linked by Boingboing.

The video and Sapient's YouTube account were restored two weeks later after Sapient complained.

It also turned out that Geller owned no more than eight seconds of the 13 minutes of video, according to Geller's own court filings. But Geller is still suing Sapient in Philadelphia's federal court, accusing him of copyright infringement. Sapient says the clips are protected by the First Amendment laws, which allow "fair use" of copyrighted material.

"Put in its simplest terms, this case is about theft, not speech," read court documents filed last week on Geller's behalf.

Geller, who has become nearly as famous for his prolific litigation as for his alleged psychic abilities, knows his way around the court system. He unsuccessfully sued longtime nemesis James "Amazing" Randi at least three times for defamation, stemming from Randi's own efforts to unmask Geller as a fraud, and lost several other cases lodged against his critics throughout the years.

Geller, who lives in London, referred calls to his Philadelphia lawyer, Richard Winelander, who conceded that Geller probably didn't foresee the firestorm his lawsuit would inspire. "This thing has spun out of control," he said.
Quelle: http://www.foxnews.com/story/0,2933,288665,00.html

Theaters of Possession

Einladung zum Digitalen Salon des Studienbereichs Neue Medien
Do, 5.7.2007, 20:00, im Cabaret Voltaire

"Theaters of Possession OS
Konrad Becker, http://www.cabaretvoltaire.ch/aktuell/aktuell.php?ID=80
"Theaters of Possession OS" untersucht die psychologischen und subjektiven Grundlagen von Kommunikationstechnologie in Informationsgesellschaften. Die räsentation beleuchtet die Zusammenhänge von Besessenheit und Besitz, geistigem Eigentum und Technologien kultureller Reproduktion im Zusammenhang mit dem Konzept von "Strategic Reality".

Die Geschichte der Medientechnologie ist eine Spukgeschichte. High-Tech Simulationssysteme des Military-Entertainment Komplex haben ihren Ursprung in den Spektakeln der Phantasmagorie, eines maschinellen Gespensterdramas vom Ende des 18 Jahrhunderts. Von Anbeginn ist die Entwicklung mimetischer Maschinen begleitet von seltsamen Spiegelwelten und Spukgestalten aus dem Jenseits. Eine Unzahl von Geistern auf der Suche nach einem Körper inkarnierten sich in den neuen Medien. Die gesamte Frühgeschichte des Films und der Photographie ist von (Un-)Toten besiedelt und auch die Erfindung des Radios war begleitet von der Vorstellung nun mit den Toten kommunizieren zu können. Umgekehrt wird Technologie erfolgreich angewendet um die Lebenden zum Verstummen zu bringen. Lebendig begraben unter Systemen der symbolischen Herrschaft.

Der böse Blick wacht über die Katakomben des Intellectual Property und der sozialen Kategorisierung. In einer Welt des Informationsfeudalismus, sind die Theaters of Possession die Schlachtfelder der Kontrolle von Objekt uns Subjekt. In den Medien des Alltags zeigt sich das Enigma der Zombies: Was ist der Unterschied zwischen Tod und Leben?

Konrad Becker Global Security Alliance

Konrad Becker gründete das Sicherheitsdienstleistungsunternehmen "Global-Security Alliance", leitet das "Institut für neue Kulturtechnologien/t0", ist Initiator des Cultural Intelligence Network "World-Information.Org" und war Mitbegründer von "Public Netbase" (1994-2006). Zahlreiche eröffentlichungen als Autor, Künstler, Komponist, Organisator und Produzent etc.. im Bereich Informationstechnologien. Veröffentlichung u.a. von "Tactical Reality Dictionary" (Autonomedia/Selene 2002, online: http://world-information.org/trd).

Global Security Alliance bietet als Unternehmen für Sicherheitsdienstleistungen ein breites Spektrum von Systemlösungen und Einzelanwendungen für vielfältige sicherheitskulturelle Anforderungen.

www.global-security-alliance.com
www.world-information.org
www.t0.or.at


Autoren aller Länder, plagiiert euch!

Jonathan Lethem hat ein sehr lesenswertes Plädoyer für die Kunst des «höheren Abschreibens» verfasst, dass nun auch auf Deutsch vorliegt. Das interessante daran ist nicht nur, dass er darauf hinweist, dass das zitieren, transformieren und appropriieren in allen Kunstgattungen gang und gäbe ist, sondern das in seinem Essay gleich selbst macht. Wer möchte, kann auf Quellenjagd gehen, denn Lethem zitiert, mal wortgetreu, mal angepasst, eine Vielzahl von Texten. Softort ins Auge gestochen ist mir einer von William Gibbson, aber das ist nur einer ... Und, wer könnte sich dem Charmes eines Wortes wie «Kryptomnesie» entziehen.
Nicht Einflussangst, Einfluss-Ekstase sollte den Künstler antreiben – heute noch mehr als früher. Mehr Plagiate, weniger Copyright! muss daher die Devise lauten.
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Das Gespenst in der Kommunikationsmaschine
Mag sein, dass der Leser jetzt so weit ist, «Kommunist!» zu rufen. Eine große und heterogene Gesellschaft kann ohne Eigentum, auch ohne intellektuelles Eigentum in irgendeiner Form, nicht gedeihen und nicht überleben. Aber wenn man ein bisschen nachdenkt, wird man begreifen, dass es ein weites Feld von Werten gibt, die der Begriff «Eigentum» nicht abdeckt. Und Kunstwerke existieren simultan in zwei Ökonomien: der Markt-Ökonomie und der Geschenk-Ökonomie.

Der kardinale Unterschied zwischen Geschenk und Warenaustausch liegt darin, dass ein Geschenk eine Gefühlsverbindung zwischen zwei Menschen herstellt, der Verkauf einer Ware aber nicht. Ein Geschenk schafft eine Beziehung. Und doch scheint es schwer verständlich, dass die Geschenk-Ökonomie so natürlich mit dem Markt koexistiert. Diese Doppel-Existenz kultureller Praktiken müssen wir erkennen und anerkennen und in unser Leben als Kultur-Teilnehmer integrieren, sei es als Produzenten oder als Konsumenten. Wie ein Geschenk empfangen wir Kunst, die etwas bedeutet – Kunst, die das Herz bewegt, die Seele belebt, die Sinne erquickt, Lebensmut gibt, oder wie auch immer wir diese Erfahrung beschreiben wollen. Selbst wenn wir fürs Museum oder den Konzertsaal Eintritt bezahlt haben, wird uns doch, wenn wir von Kunst berührt werden, etwas zuteil, das mit dem Eintrittspreis nichts zu tun hat. Empiriker unserer Markt-Kultur finden es schwierig, diese Macht der Geschenk-Ökonomie zu begreifen, die wie ein Gespenst in der Kommerzmaschine haust.
Das ganze, sehr lesenswerte Essay ist hier.

Finnish court rules CSS protection used in DVDs “ineffective”

Das Urheberrecht in den meisten europäischen Ländern, und bald auch in der Schweiz, verbietet es, effektive Kopierschutztechnologien zu umgehen. Die schweizer Regelung ist hier noch relativ liberal, in dem sie die Umgehung für legale Zwecke (etwa: Privatkopie) erlaubt, aber das es verbietet, Informationen darüber zu veröffentlichen. Dies greift aber nur, wenn die Kopierschutztechnologien wirklich effektiv sind. Aber was ist eine effektive Technologie? Ein Gericht in Finnland hat nun entschieden, dass CSS, die Kopierschutztechnologie, die auf DVDs eingesetzt wird, nicht effektiv ist, und deshalb nicht unter diesen besondern Schutz fällt. Das heisst, man darf diese Technologie umgehen, und Tools anbieten, die das erleichtern. Das heisst natürlich nicht, dass man die Filme frei kopieren darft, nur, dass man dass die Technologie selbst nicht mehr unter absolutem Schutz steht.

Interessant jedenfalls ist die Begründung: Weil bereits so viel Information (illegal, muss man annehmen) vorhanden ist, wie die Technologie zu umgehen ist, ist die Technologie nicht mehr effektiv. Dies könnte, im Prinzip, jedem beliebigen Kopierschutz widerfahren und ist kein technisches, sondern ein soziales Kriterium.

Quelle: http://www.turre.com/blog/?p=102
(Helsinki May 25, 2007) In an unanimous decision released today, Helsinki District Court ruled that Content Scrambling System (CSS) used in DVD movies is “ineffective”. The decision is the first in Europe to interpret new copyright law amendments that ban the circumvention of “effective technological measures”. The legislation is based on EU Copyright Directive from 2001. According to both Finnish copyright law and the underlying directive, only such protection measure is effective, “which achieves the protection objective.”

The background of the case was that after the copyright law amendment was accepted in late 2005, a group of Finnish computer hobbyists and activists opened a website where they posted information on how to circumvent CSS. They appeared in a police station and claimed to have potentially infringed copyright law. Most of the activists thought that either the police does not investigate the case in the first place or the prosecutor drops it if it goes any further. To the surprise of many, the case ended in the Helsinki District Court. Defendants were Mikko Rauhala who opened the website, and a poster who published an own implementation of source code circumventing CSS.

According to the court, CSS no longer achieves its protection objective. The court relied on two expert witnesses and said that “…since a Norwegian hacker succeeded in circumventing CSS protection used in DVDs in 1999, end-users have been able to get with ease tens of similar circumventing software from the Internet even free of charge. Some operating systems come with this kind of software pre-installed.” Thus, the court concluded that “CSS protection can no longer be held ‘effective’ as defined in law.” All charges were dismissed.