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Das Urheberrechtssystem ist skandalös ineffizient

IRights.info hat ein interessantes Interview mit Hal Varian zu ökonomischen Aspekten des Urheberrechts. Hier ein Auszug:
Anreize für einen universellen Zugang zu Wissen

iRights.info: Sie haben sich vor kurzem mit dem Google-Library-Projekt beschäftigt und sprechen sich in dem Artikel klar dafür aus, im Internet nach dem „Opt-out-Prinzip“ zu verfahren, das heißt, erst einmal wird alles erfasst und nur wenn jemand die Nutzung seiner Werke explizit untersagt, werden diese entfernt. Die Umkehrung, einen „Opt-in-Ansatz“, halten Sie für keine akzeptable Lösung. Mancher Rechteinhaber sieht das aber anders.

Varian: Larry Lessig hat dazu auf der Konferenz Wizards of OS in Berlin ein gutes Beispiel angeführt. Denken Sie an die Fotografie: Einst hat man kontrovers diskutiert, ob jemand eine andere Person ohne Erlaubnis fotografieren darf oder nicht. Wenn ich nun ein Foto vom Potsdamer Platz machen würde, während rund 200 Leute über den Platz laufen, soll ich dann jeden fragen und mir eine schriftliche Erlaubnis geben lassen, wenn ich das Foto veröffentlichen will? Das wäre lächerlich und so wurde entschieden, dass dies keiner Genehmigung bedarf – eine sinnvolle Lösung, die Transaktionskosten minimiert. Mit Seiten im Web verhält es sich nicht anders, denke ich. Es ist doch weitgehend akzeptiert, dass eine öffentliche Webseite von einer Suchmaschine erfasst wird. Bräuchte man dazu vorab eine Erlaubnis, würde dies ziemlich hohe Kosten verursachen und eigentlich wollen wir, dass gesellschaftliche Institutionen die Transaktionskosten minimieren und nicht maximieren.

Das bringt uns zum Thema eines universellen Zugangs zu Wissen. Dieser ist technisch möglich, schreiben Sie. Was fehlt, ist die rechtliche Grundlage, die die dazu notwendigen Anreize schafft. Ist Opt-Out eine Voraussetzung dafür?

Richtig, Opt-Out schafft positive Anreize dazu und umgeht negative Anreize, die zu übertriebener Vorsicht führen würden. Die Idee, auf eine Erlaubnis vorab zu verzichten, aber zugleich geistiges Eigentum über einfache Opt-out-Mechanismen zu respektieren, ist eine vernünftige Lösung und die macht sich Google zu Nutze.

Welche weiteren Anreize sind für einen universellen Zugang zu Wissen notwendig?

Alternative Lizenzsysteme wie Creative Commons spielen hier sicher eine Rolle, stecken aber noch in ihren Kinderschuhen. Ich habe mich näher mit vergriffenen Werken („out of print works“) beschäftigt, also Werken, die auf kommerziellem Weg praktisch nicht zu erhalten sind – wertvolle Ressourcen, die unnötigerweise brach liegen. Aus technischer Sicht ist es nicht notwendig, dass Bücher oder auch andere Medien vergriffen sind und Google sucht nach Wegen, dieses Material wieder verfügbar zu machen.

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